Im Frühjahr 2020 fiel Heidi Kamenz ein solcher von Jutta überall verteilter Zettel in die Hand. Noch war sie aber berufstätig und konnte nicht sofort loslegen. Neugierig, wie es im Bücherstübchen aussah und was dort geboten wurde, ging sie im August an einem Dienstagnachmittag zu Jutta. Sie staunte nicht schlecht, welch große Anzahl von Büchern hier zum Ausleihen angeboten wurde. Da sie nun auch im Ruhestand war, bot sie Jutta ihre Hilfe an, die dankbar angenommen wurde.
Jutta hatte in der Zwischenzeit weitere Regale aufgestellt. Dennoch stapelten sich überall noch viele Bücher am Boden oder in Kisten, die noch eingeordnet werden mussten. Aber wo? Es gab einfach zu wenig Platz, um die Bücher übersichtlich zu präsentieren.
Nach Genre geordnet, gab es verschiedene Abteilungen im Bücherstübchen.
Neben Romanen gab es unzählige historische Romane, Thriller und Kriminalliteratur, Kinder- und Jugendbücher, Bücher über Gesundheit, Ernährung, Natur und Reisen, Biografien und und und …
Manche Bücher ließen sich keiner Kategorie zuordnen, sie kamen in eine Extraabteilung.
Obwohl seit März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie Einschränkungen galten, kamen doch noch relativ viele, um sich mit Lektüre für die Lockdown-Zeiten zu versorgen. Andererseits kamen andere ganz einfach auch nur mal vorbei, um ein Schwätzchen zu halten.
Juttas Idee war es ja auch gewesen, das Bücherstübchen als Treffpunkt zu nutzen, um über Gott und die Welt zu reden. Autorenlesungen und andere Veranstaltungen waren geplant. Aber Corona machte viele dieser Initiativen zunichte.
Nichtsdestotrotz sortierten Jutta und Heidi weiter Bücher ein und ordneten sie so gut wie möglich in den Regalen.
Im Sommer 2020 wurden die Corona-Einschränkungen gelockert und es kamen neue Besucher. Donata Haufe wurde nun zu einem Stammgast. Sie freute sich auf diese Diensttagnachmittage und darauf, dass sie so unter Menschen kam.
Im Winter, als alle wieder weniger Freiheiten hatten, brachte Heidi eine neue Beschäftigung ins Bücher-stübchen: Patiencen legen. Das ist ein Kartenspiel für eine Person, das viel Geduld und Konzentration erfordert.
Zur gleichen Zeit machten wir uns auch Gedanken darüber, wie es mit dem Bücherstübchen weitergehen sollte. Der Raum wurde immer knapper. Viele Bücher waren dazu gekommen. Nicht mehr alle konnten in den Regalen verstaut werden, obwohl sie nun dort schon in Doppelreihen standen.
Jutta, die sich in der Gemeinde sehr engagiert, hatte schon mal beim Bürgermeister nachge-fragt, ob nicht im Kul-turhaus Platz für ein größeres Bücherstübchen wäre.
Als wir eine positive Antwort erhielten, trat die Planung in eine neue Phase.
Zunächst schauten wir uns die Wohnung im Kulturhaus an. Und so sah es dort aus, wir machten uns sofort an die Arbeit. Spinnweben entfernen, den Boden säubern, Tapeten abreißen, Müll entsorgen, Fenster reparieren …Viele fleißige Helfer unterstützten uns bei unserem Vorhaben.
Mit viel Geduld wurde auch das kleinste Stückchen Tapete von der Wand gelöst.
Schreibe einen Kommentar